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In knapp einer Woche ist die EU-Wahl. Spannend wird sie vor allem in jenen Ländern, die als EU-Sorgenkinder gelten: Griechenland, Spanien und auch in Portugal. In dem kleinen Land im Westen Europas muss seit Jahren kräftig gespart werden, die EU hat ihren Euro-Rettungsschirm aufgespannt, um dem Land aus der finanziellen Misere zu helfen. Besonders betroffen von den Sparmaßnahmen sind die jungen Menschen. Viele überlegen schon am Beginn ihres Studiums, wohin sie später auswandern werden: denn in Portugal selbst gibt es kaum Arbeit für sie. Und wenn, dann ist sie schlecht bezahlt. Die EU hat bei der portugiesischen Jugend derzeit wohl keinen besonders guten Stand. Die Band Deolinda hat vor einiger Zeit mit einem einfachen Lied den Nerv der Zeit getroffen hat, das Lied wurde zur Hymne einer ganzen Generation.
"Ich gehöre zur Generation,
die nichts bezahlt bekommt und beschwere mich nicht einmal - wie blöd ich doch
bin."
So singt Ana Bacalhau von der
Gruppe Deolinda, einer der erfolgreichsten portugiesischen Bands. Sie machen mainstreamtauglichen
Pop, stark beeinflusst von der traditionellen Volksmusik. Den Erfolg dieses
Liedes haben Deolinda nicht vorhergesehen, sehr emotional sei das gewesen, bei Konzerten in Porto und Lissabon, sagt
Ana:
"Als wir da
auf der Bühne gestanden sind und gesungen haben, haben die Menschen zu
applaudieren begonnen, sind aufgestanden, viele haben sogar geweint. So viele
Gefühle in einer Halle mit 3.500 Menschen! Da haben wir erst gemerkt, wie sehr
das Lied die Menschen anspricht."
"Man muss froh sein, ein
Praktikum zu machen, man wohnt im Hotel Mama, ich habe doch schon alles, wozu
sich also beschweren? Wie blöd ich doch bin!"
Das Lied ist nie auf CD
erschienen, seinen Siegeszug hat es auf Youtube angetreten. In einer Zeit, in
der die Portugiesen auf die Straßen gegangen sind, um gegen die Sparprogramme
der Regierung und die Bevormundung durch die EU-Troika zu demonstrieren.
Deolinda haben die Proteste in die Konzertsäle geholt, mit einer Ballade, in
der es offenbar genau um das geht, was die portugiesische Jugend beschäftigt,
wenn sie an die Zukunft denkt: Trostlosigkeit, Frust und Ärger.
"Wir leben
in schweren Zeiten und die Musik hilft den Menschen, das ist gut so", sagt Gitarrist Luís Martins. Und
Ana Bacalhau fügt hinzu:
"Für mich
ist das ganz normal, ein Musiker steht an der Front, und er erlebt ja auch
genau das, was alle erleben. Nicht mehr und nicht weniger."
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Deolinda sind nicht die einzige
portugiesische Band, die ihren Ärger in ihrer Musik verarbeitet - da gibt es
zum Beispiel die Rockband Os Grã, oder Da Weasel und Minda Gap aus der
Hip-Hop-Szene. Doch die alternative Szene ist in Portugal nicht besonders groß,
man bleibt unter sich. Doch in Portugal haben Protestsongs auch im Mainstream
Tradition. Que parva que sou ist einfach gestrickt, geht ins Ohr
und funktioniert noch immer. Denn das Leben für junge Portugiesen ist weiterhin
hart.
"Ich kann nicht mehr! Die
Situation dauert schon zu lange! Aber ich bin doch nicht blöd. Blöd ist dieses
Land, in dem ich studiere, nur um später ein Sklave zu sein."
Portugal will noch im Mai den Euro-Rettungsschirm verlassen.
Gespart werden muss aber weiter. Ob sich die Situation für die jungen
Portugiesinnen und Portugiesen ändert, werden die nächsten Monate und Jahre
zeigen...