Give me Five!

Wer mit seiner Arbeit zufrieden ist und sich dabei auch noch wertgeschätzt fühlt, ist wahrlich zu beneiden. Denn viele Menschen können das leider nicht von ihrer Arbeitssituation behaupten. Welche Strategien gibt es, um im Job wieder Spaß zu haben? Der Autor Klaus Raggl, studierter Mechatroniker und Unternehmensleiter hat dafür eine Fünf-Finger-Methode entwickelt, mit deren Hilfe Selbstreflexion und/oder Veränderung leichter gelingen sollen. „Give me Five“ heißt das Buch. 

Gerade noch Traumjob mit Herausforderungen und einem guten Gehalt, dann plötzlich geht irgendwo irgendetwas schief und man steht vor der totalen Erschöpfung. Wie können solche Stolpersteine erkannt werden? Dass nicht immer alles eitel Wonne ist im Job, das ist klar. Aber eine generelle Zufriedenheit an jenem Ort, an dem man einen Gutteil seiner Zeit verbringt, wünschen sich die meisten dann doch. Autor Klaus Raggl weist in der Einleitung auf einen ganz essenziellen Punkt hin.

Zitat: Wichtig ist mir, dass du, wenn du beginnst, mit deinem Job unzufrieden zu sein, nicht vergisst, dass Geld nicht alles ist. Denn allzu leicht verstecken sich hinter einer Forderung nach mehr Geld eigentlich andere Wünsche und Anforderungen an den Job. Ein gutes und faires Gehalt sollte kein Schmerzensgeld sein.

Der Autor duzt seine Leserinnen und Leser, das kann man mögen oder nicht. Man gewöhnt sich jedenfalls rasch daran, fühlt sich persönlich angesprochen. Um wieder zufrieden zu sein, hat der Autor – basierend auf seinen eigenen Erfahrungen als Unternehmer und auf Beobachtungen im Bekanntenkreis – eine sehr einfache Methode entwickelt. Es ist eine geführte Selbstreflexion anhand der eigenen fünf Finger, wobei jeder Finger für eine bestimmte Eigenschaft bzw. symbolische Bedeutung und im Fall des Zeigefingers jedes einzelne Fingerglied für eine Person oder Personengruppe steht. Jeder Finger wird zunächst anatomisch betrachtet. Der Daumen zum Beispiel ist ein ganz spezieller Finger.

Zitat: Im Gegensatz zu allen übrigen Fingern hat er nur zwei Knochen, die zudem stärker ausgebildet sind. Außerdem ist seine Position im Vergleich zur gesamten Hand etwas versetzt. Schließlich lässt sich der Daumen seitlich zum Handteller drehen. Er ist also opponierbar und kann dadurch die Fingerspitzen der anderen Finger berühren. Durch ihn sind wir in der Lage, etwas präzise und fest zu greifen oder zu halten.

Der Daumen hat also in unserem Alltag im Zusammenspiel mit den anderen Fingern ganz wichtige Aufgaben, und genau das ist auch das Sinnbild, das der Autor dem Daumen zuordnet: die Aufgabe.

Zitat: Ohne Aufgabe wankt unser gesamtes Selbstverständnis. Es geht aber nicht einfach um irgendeine Aufgabe. Sie muss sinnstiftend sein und wir müssen uns mit ihr identifizieren. Erst dann haben wir Freude daran, die Aufgabe zu erfüllen. Die intrinsische Motivation fördert unsere Persönlichkeit, unsere Talente, unsere Fähigkeiten und auch unsere Neugierde auf etwas Neues.

Der Zeigefinger symbolisiert das Team, wobei das unterste Fingerglied den Chef oder die Chefin symbolisiert, das Mittelglied die gleichgestellten Peer-groups und das oberste das Klein-Team, in dem man selbst tätig ist. Der Mittelfinger steht für Weiterbildung, der Ringfinger für die Work-Life-Balance, und der kleine Finger ist das Symbol für Wertschätzung. Je nachdem, wo es Probleme gibt, wo der Finger entzündet ist – bildlich gesprochen von grün auf rot wechselt –, dort wird eingehakt. Wenn es gelingt, eine Veränderung herbeizuführen, kann sich die Entzündung nicht weiter ausbreiten. 

Anhand von fünf fiktiven beruflichen Lebensläufen spielt der Autor durch, wie seine Methode Schwachstellen aufzeigen und den Weg zu Veränderungen weisen kann. Ein Beispiel ist Christian, der erfolgreiche Ingenieur, der zunächst mit seiner Aufgabe zufrieden ist, dessen Team erfolgreich agiert. Ein neuer Vorgesetzter bringt alles ins Wanken.

Zitat: Der neue Chef kommunizierte schlecht, blockte Ideen und installierte ein Team, das schlecht zusammenarbeitete. So entstand eine ungute Stimmung. Der einst „grüne“ Zeigefinger (der das Team symbolisiert) wurde von der Wurzel heraus „rot“. Das wiederum sprang auf den Mittelfinger über – die Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung durch das Mitwirken am Aufbau einer neuen Abteilung. Christian verlor die Lust an seinem Job und das betraf letztlich das Fundament seiner Arbeit, die Aufgabe.

Dieses Buch ist leicht lesbar geschrieben, mit vielen Grafiken aufbereitet, und es wird von zahlreichen Infoboxen begleitet, in denen Klaus Raggl Hinweise auf wissenschaftliche Theorien und weiterführende Literatur gibt. Der Autor regt dazu an, im oft stressigen Arbeitsalltag innezuhalten und anhand der Fünf-Finger-Methode auszuloten, wo es früher oder später zu Problemen kommen könnte. Übrigens gilt das nicht nur für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Klaus Raggl verpackt in seinem Buch auch viele Tipps und Anregungen für Vorgesetzte, um das Arbeitsumfeld für alle harmonisch und attraktiv zu gestalten, umsetzbar bei Einpersonenfirmen genauso wie bei ganz großen Unternehmen. Denn nur wer zufrieden ist, der arbeitet auch gerne.

Info: Klaus Raggl „Give me Five! Das Handbuch für echte Freude am Job“, (Kremayr und Scheriau 2024)