33 Sportereignisse, die die Welt verändern.

Nach seinem Buch mit dem Titel 55 kuriose Grenzen und 5 bescheuerte Nachbarn legt der Autor und Standard-Journalist Fabian Sommavilla pünktlich zur umstrittenen Fußball-Weltmeisterschaft eine neue Publikation vor. Diesmal geht es um 33 Sportereignisse, die die Welt verändern. Fabian Sommavilla stellt die Frage, ob und wie politisch Sport ist beziehungsweise sein darf. Und findet in der Welt des Sports zahlreiche Beispiele.

Sport war und ist – so sieht es Fabian Sommavilla – immer politisch. Wenn Zehntausende Fans in einem Stadion ihre Mannschaft anfeuern, wenn im Gasthaus über die Ergebnisse diskutiert wird, wenn alte Rivalitäten hochkochen. Sport wird aber auch ganz gerne politisch missbraucht, wie gerade in Katar zu beobachten ist. Eine autoritäres Regime versucht, sein Image zu verbessern, während etwa die Rechte von Arbeiter:innen grob missachtet werden oder die freie Meinungsäußerung – Stichwort „One-Love-Armbinde“ – eingeschränkt wird. Aber – und das ist die gute Nachricht – Sport kann die Welt auch besser machen.

Zitat: Wenn Superstars ihre Stimme erheben, um den latenten Rassismus in unserer Gesellschaft anzuprangern oder Homosexuellenrechte einzufordern, können aufgeklärtere Generationen an Sportfans heranwachsen. Längst mussten Sportvereine auch die Macht von Unternehmen und Fans anerkennen. Sie zwangen beispielsweise zahlreiche US-Teams, ihre rassistischen Logos auszutauschen – vermeintliche Tradition hin oder her. Dieser Trend bleibt.

Wie bereits das erste Buch Sommavillas ist auch dieses wieder wunderbar gelungen. Mehrfarbige Illustrationen, Karten und Grafiken vervollständigen die Texte auf kongeniale Weise. Etwa wenn es um die Flugverbindungen und damit um den Co2-Ausstroß in der Formel 1 geht. Würde eine andere Reihenfolge der Rennen gewählt, könnte die Gesamtstrecke von fast 134.000 Kilometer auf knapp 50.000 reduziert werden, zeigt die Grafik.

Sich selbst beschreibt der Autor als gescheiterten Fußballer, Tennisspieler und Skirennfahrer aus Tirol. Zum Glück hat er seine Berufung im Schreiben gefunden. Und so erzählt er unglaubliche, heitere und nachdenkliche Episoden aus verschiedensten Sportarten. Oft geht es ums Geld, das in Vereinen versickert oder mit vollen Händen für einzelne Sportler ausgegeben wird. Fabian Sommavilla wirft einen kritischen Blick hinter die Kulissen und entdeckt dort Spannendes, wie etwa die WM der verbotenen Staaten, das sind jene Länder, die keine FIFA-Mitglieder sind, aber dennoch eine Meisterschaft spielen. 

Unter dem Titel „Überlaufen, die nie anerkannte olympische Disziplin“ berichtet der Autor über Menschen, die im Sport eine Möglichkeit zur Flucht fanden, zum Beispiel der Schwimmer Axel Mitbauer aus der DDR. 

Zitat: Er durchschwamm an einem lauen Sommerabend kurzerhand die innerdeutsche Grenze in der Ostsee. 22 Kilometer pflügte er, mit Vaseline eingefettet, durch das 18 Grad kalte Wasser und tauchte immer wieder ab, wenn ihn das Licht der Suchscheinwerfer zu erfassen drohte. Auf einer Leuchttonne in westdeutschen Gewässern rastete er schließlich, bis ihn ein Fischerboot aufnahm und ans rettende Ufer brachte.

So ganz nebenbei erfährt man in diesem Buch über so manch erstaunliche Sportart, wie Ziegenpolo, das in zentralasiatischen Ländern gespielt wird, und zwar mit einem Ziegenkadaver, der von zwei berittenen Mannschaften in eine Art Tor bugsiert werden muss. Oder Ohrentragen, eine Disziplin der „World Eskimo Indian Olympics“, bei der ein Gewicht an den Ohren hängend möglichst weit getragen werden muss.

Auch das Thema Frauen und Bekleidung beschäftigt Fabian Sommavilla. Aktuelle Beispiele iranischer Sportlerinnen zeigen, dass diese mit schweren Sanktionen rechnen müssen, wenn sie ihr Haar nicht ordnungsgemäß verhüllen. Seit Jahrhunderten entscheiden Männer, wie sich Frauen zu kleiden haben. Nur langsam ändert sich hier etwas.

Zitat: Während Männer Handball auf Sand in locker sitzenden Shorts und Hosen spielen können, mussten sich Frauen bis vor Kurzem in eng anliegenden Bikinihosen, die maximal zehn Zentimeter hoch sein durften, beweisen. Gerade in solchen körperlich intensiven Sportarten waren die Spielerinnen dadurch oft mehr damit beschäftigt, dass nichts verrutscht, als mit dem Sport an sich.

Dieses Buch wurde nicht nur für Sportler:innen und Sportfans geschrieben, Fabian Sommavilla verpackt hier auf kurzweilige und informative Art verschiedenste Aspekte und Sichtweisen, stets gut recherchiert und in seiner gewohnt lockeren und ehrlichen Wortwahl. Es wäre schön, wenn zu den 33 beschriebenen Sportereignissen noch viele weitere hinzukommen, die die Welt verändern. Hoffentlich zum Besseren.

Info: Fabian Sommavilla 33 Sportereignisse, die die Weltverändern (Katapult 2022)